Online-Plattform für Fairtrade-Schuhe
Catalina Jossen Cardozo von der Hochschule Luzern für Design und Kunst hat eine intelligente Produktionskette entwickelt, mit der sie Schuhe vermarkten will, ohne Menschen auszubeuten und die Umwelt zu zerstören.
Sie ist der lebende Beweis dafür, dass Misserfolg stark macht: Mit 23 Jahren gründete Catalina Jossen Cardozo ihr erstes Unternehmen, direkt nach Abschluss ihres Design-Studiums in Bogota. Doch der erhoffte Erfolg stellt sich nicht ein: «Ich hatte eine naive Vorstellung von der Rolle der Designerin. Ich dachte, dass es reichen würde, schöne Schuhe herzustellen, um Erfolg zu haben. Ergebnis: Ich habe nicht viel verkauft und habe mich von den Lieferanten über den Tisch ziehen lassen.» Die Jungunternehmerin versuchte es daraufhin mit der Produktion von günstigen Schuhen. Doch die Margen erwiesen sich als zu klein und die Konkurrenz als zu gross.
«Durch dieses zweimalige Scheitern habe ich viel gelernt. Ich habe nicht nur alle Elemente und Akteure der Produktionskette kennengelernt, sondern auch neue gesellschaftliche Milieus wie die Handwerker in den Armenvierteln von Bogota.» Als sie vor vier Jahren in die Schweiz kam, absolvierte sie ein Master in Design der Kunsthochschule Luzern. Sie nutzte die Ausbildung, um den Schuhmarkt eingehend unter die Lupe zu nehmen, «ein Sektor mit sehr komplexer Logistik und starken Monopolen». Trotz bekannter Labels sind die Arbeitsbedingungen nach wie vor häufig unwürdig und Nachhaltigkeit nicht mehr als ein leeres Versprechen.
«Nach diesen Erfahrungen und mit meinem Bewusstsein für soziale Ungleichheiten wollte ich beweisen, dass es möglich ist, ein wirtschaftlich erfolgreiches Produktionsmodell zu entwickeln, das fair und nachhaltig ist. Mit ihrer Marke «By Maria!» möchte Catalina Jossen Cardozo eine optimierte Produktionskette mit Nutzung neuer Technologien schaffen. Der Kunde oder die Kundin scannt mit einer App die Füsse ein, und die Designer erstellen ihre Kollektionen mit einer Online-Software und erhalten 10% des Verkaufspreises (gegenüber normalerweise 1%). Die Materialien werden nach ökologischen Kriterien ausgewählt und die kolumbianischen Handwerker arbeiten nicht nur zu fairen Bedingungen, sondern können sich auch regelmässig weiterbilden. Abgewickelt wird das Ganze über eine Plattform.
«Ich will weder ein Zalando schaffen, um mich zu bereichern, noch die Rolle einer NGO spielen», erklärt Catalina Jossen Cardozo. Die Kunden sollen sich in erster Linie für unsere Schuhe entscheiden, weil sie ihnen gefallen.» Die junge Frau spricht voller Begeisterung von ihrem Projekt, ihr Engagement ist spürbar. Seit einem Jahr erhält sie einen «Bridge Proof of Concept»-Förderbeitrag, und in einigen Monaten will sie ihre ersten Modelle auf den Markt bringen. Und in Zukunft ihr Konzept mit anderen Waren und in anderen Ländern wiederholen.